2022 Orpheus Magazin GELEGENHEIT MACHT DIEBE

Die RathausOper Konstanz feiert in der farbenfrohen Inszenierung von Daniel Grünauer die Premiere von Rossinis Komischer Oper „Gelegenheit macht Diebe“ und trifft damit ins Schwarze (…) diese Produktion versprüht Wonne und wahrlich „diebische“ Theaterfreude. Mit Spiel- und Bewegungsfreude brilliert das sechsköpfige Ensemble. (…) Ausdrucksstark lassen sich die Akteure auf die augenzwinkernde Regie-Gangart ein, die Daniel Grünauer mit dem Gespür für richtiges Timing und balancierte Dosierung zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit gewählt hat. Prägnant unterstützt wird er dabei von seinem Ausstatter Joachim Steiner mit genialer Kostümwahl sowie dem musikalischen Leiter Eckart Manke, der das klanglich transparente Kammerorchester der RathausOper Konstanz als takt- und gefühlvolle Sängerbegleitung leuchten lässt.

 

2021 Südkurier DER APOTHEKER

Die Rathausoper traf in diesem Jahr mit Joseph Haydns Oper „Der Apotheker“ von 1768 nach einem Libretto von Carlo Goldoni und in der deutschen Übersetzung von Peter Brenner das Genre auf den Punkt – sommerlich leichte Unterhaltung mit der herrlichen Musik Haydns im historischen Innenhof des Rathauses, der allein schon Bühne genug ist. Dazu hat Alisa Amrei Fechter auf zwei erhöhten Podesten hinter dem Orchester eine Apotheke mit Innenleben entstehen lassen. Hier entwickelt sich in der stimmigen und temporeichen Inszenierung von Daniel Grünauer das rasante Spiel, das auch die oberen Fenster als Spielorte mit einbezieht. (…) Das Kammerorchester aus Mitgliedern verschiedener Orchester und weiteren Profis verwaltet Haydns schwungvolle und dem Wortgehalt folgende Musik großartig. Dirigent und musikalischer Leiter Eckart Manke verleitet zu ebenso präzisem wie fein gestaltetem Spiel.

 

2020 Südkurier DICHTERLIEBE

Genauigkeit in der Darstellung war ein roter Faden des Abends, auch bei den Gesangssolisten Lena Sutor-Wernich (Mezzosopran) und David Pichlmaier (Bariton). Sie gestalteten die Lieder mit viel Ruhe, einer innerlichen Gestaltungskraft und hoher Textverständlichkeit – interpretatorisch zwingend. An vielen Stellen wunderte man sich, dass die zeitgenössische Partitur so gut zu den Schumann’schen Originalmelodien passte. Jost geht da vor allem mit den Klangfarben und einem rhythmisch sehr unabhängigen Denken einen stringenten Weg des Neuschöpfens. Gerade der zweite Teil dieser „Dichterliebe“ wird immer erdenferner. Man hört jetzt Variationen des Entschwebens, wie sie Schumann selbst in seinen letzten Werken gezeigt hat. Eindringliches, fantasievolles Lichtdesign (Shara Werschke) leuchtet die Rathausfassade aus, aus deren  Fenstern gesungen wird. (…) Ein Abend, an dem eine nachdenkliche Pianissimo-Aufmerksamkeit im Rathaushof zu spüren war. Eine wunderbare Produktion und eben alles andere als einen abgespeckten Corona-Kompromiss. 

 

2019 Südkurier GIANNI SCHICCHI

(…) Das neue Leitungsteam mit Ruth Bader als Produktionsleiterin, dem Dirigenten Eckart Manke und dem Ausstatter Jochen Diederichs hat die Feuertaufe bestanden und einen fulminanten Neustart hingelegt. (…)

Was nun folgt, ist eine köstliche, von Regisseur Philip Stemann virtuos geführte und von dem spielfreudigen Ensemble bis zur letzten Minute spannend umgesetzte Komödie. Wer kein Italienisch kann, sollte sich zwar gut auf den Inhalt vorbereiten, dann aber ist es nicht mehr nötig, jedes einzelne Wort zu verstehen, weil Stemann in der Personenführung großen Wert auf Deutlichkeit legt.

„Gianni Schicchi“ ist in erster Linie ein Ensemblestück, das vor allem vom Zusammenspiel lebt. Und genau das funktioniert hervorragend. All die kleinen Rollen greifen hier wie geschmiert ineinander. Etwas exponierter ist natürlich die Rolle des Gianni Schicchi, der von Emilio Marcucci als einfacher Typ im Holzfällerhemd und so sympathisch gezeigt wird, dass man ihm die Schlitzohrigkeit, mit der er die Familie zu seinen Gunsten um das Vermögen bringt, sofort verzeiht.

Seine Tochter Lauretta hat mit „O mio babbino“ die einzige geschlossene Arie. Elisabeth Wimmer singt sie kraftvoll und so, dass nicht nur das Vaterherz weich wird. (...) Buoso Donati ist tot – aber die Rathausoper lebt. So darf es gerne weitergehen.

 

2018 Südkurier LA CLEMENZA DI TITO

(…) In Konstanz ist Daniela Vega der Sextus. Und sie braucht tatsächlich nicht lange, um sich in das Herz des Publikums zu spielen. Den jungen und verzweifelten, zwischen Titus und Vitellia hin und hergerissenen Liebhaber nimmt man ihr in jeder Minute ab. Zudem hat sie die ausgereifteste und wandlungsfähigste Stimme des Ensembles zu bieten – mit einer zudem vorbildlichen Textverständlichkeit in den Rezitativen (…)

Dass Mozarts „Tito“ eher wenig gespielt wird, liegt fraglos an der sparsamen Dramatik des Stücks, das mit Mozarts lebensprallen Da-Ponte-Opern („Don Giovanni“, „Nozze di Figaro“ und „Così fan tutte“) einfach nicht mithalten kann. Die dramaturgischen Freiräume hat Mozart allerdings dafür genutzt, sich in seiner Musik ganz auf die innere Dramaturgie zu konzentrieren.

Jede einzelne Arie ist gewissermaßen ein kleines, differenziert ausgestaltetes Gefühlsdrama. Peter Bauer am Pult des Orchesters der Kammeroper ist stets darauf bedacht, diesen Miniaturen

Transparenz und Kontur zu verleihen und sich in den Dienst der (vermeintlichen) Leichtigkeit von Mozarts Musik zu stellen. Freilich gilt: Das Leichte ist immer das Schwierigste. Trotzdem gibt es viel schöne Musik zu hören in dieser Produktion „La Clemenza di Tito“ – es ist in der 35-jährigen Geschichte der Rathausoper gewiss nicht der Höhepunkt, aber doch ein würdiger Abschluss.

 

2017 St. Galler Tagblatt ARIADNE

Die Kammeroper im Rathaushof Konstanz präsentierte zwei miteinander verwobene kleine Opern von Martinu und Milhaud. (…) Intim und psychologisch genau wird der bekannte Mythos musikalisch und gesanglich ausgeleuchtet. Filigran und fast holzschnittartig, immer genau konturiert sind die Szenen. Das ist sehr suggestive Musik, die das schlank besetzte Orchester unter Peter Bauer mit Hingabe und liebevoll gestaltet. Hier ist die Oper nie pompös, sondern sensibel umgesetzt.

(…) Mit leichter Hand wird erzählt, fast ein wenig sommerlich-märchenhaft. Der Inszenierung (Alexander Irmer) gelingt es, das Miniaturhafte der Musik in luftige Bilder umzusetzen. Da verknüpfen sich zwei Liebesgeschichten, da wird Träumerisches, mythologisch Schwebendes, zum Element eines spannenden Opernabends.

(...) Zwei Kurzopern zu verknüpfen kann heikel sein. In Konstanz ist es gelungen.

 

2016 Südkurier ORLANDO

„Orlando furioso“, der „rasende Roland“ gehört zu den beliebtesten Stoffen der Barockoper.

(...) Begleitet von Händels dekorativer, mitunter geradezu in Schönheit erstarrender Musik könnte dies in eine harmlos museale Klamotte münden – zumal der musikalische Leiter Peter Bauer im Vorfeld versprochen hatte, „zwanghafte Aktualisierungen“ tunlichst zu vermeiden. Umso überraschender das Ergebnis. Indem Regisseurin Nada Kokotovic das mittelalterliche Liebeswerben in die Beziehungskisten der heutigen Yuppie-Generation umdeutet, deckt sie einen so aktuellen wie sonderbaren Umstand auf. So laut und beharrlich in diesem Stück von Liebe gesungen wird: Wirklich zu lieben vermag hier niemand. (…)

Zu dieser wunderbar bissigen, vollauf überzeugenden Inszenierung kommt eine glückliche musikalische Interpretation. Countertenor Georg Arssenji Bochow offenbart in Orlandos Arien eine Zerbrechlichkeit ohne jeden Anflug von Schwächlichkeit. Jelena Stefanic verleiht Angelica eine dunkle Grundierung und damit eine bisweilen dämonische Anmutung. Großartig ist vor allem Andrea Suter mit schlanker, aber kraftvoller Tongebung und feinsinniger Ironie. Das Orchester unter der Leitung von Peter Bauer überzeugt mit präziser Intonation und transparentem Spiel.
 

2015 Südkurier DIE KLUGE 

Nun also Carl Orffs "Die Kluge" in schöner kammermusikalischer Besetzung im Renaissance-Innenhof. Der Turm, in den ein selbstgerechter König den naiven Bauern gesperrt hat, ist von dieser „Naturkulisse“ schon vorgegeben, und Jochen Diederichs hat sich in der Gestaltung der Bühne um den Rest gekümmert. (…) Peter Bauer hat eine Fassung für 15 Soloinstrumente geschrieben, die so konzentriert ist wie die gesamte Aufführung im intimen Rahmen des Rathausinnenhofes…

Nach dem kraftvoll-komischen Bass-Auftakt des Bauern (Josef Pepper) ist man fast erstaunt, wie weich Marcello de Souza Felix als König mit seinem Bariton einsetzt. Kann man einem König mit solch einer Stimme ernsthaft hadern? Ja, denn mit den Parlando-Passagen erhält diese Stimme auch ihre raueren Konturen. (…)

Orff hält es ein wenig mit Shakespeare, indem er zu munteren Zwischenspielen eine Gaunertruppe einführt, die dem Besitzer eines Esels (Hans-Jürgen Schöpflin verleiht ihm seinen geschmeidigen Tenor) übel mitspielt. Zugegeben, man hat seinen Spaß dabei, zumal die Partien der drei Strolche (Emanuel Heitz, Lorenzo de Cunzo und Bernd Gebhard) von Orff mit schönem Ensemblegesang bedacht werden, dem man noch länger hätte lauschen können (und dem Publikum auch einen besonderen Applaus wert war). (…)

Insgesamt eine erfrischende, musikalisch inspirierte Aufführung. 

2014 Südkurier NINA

Wahnsinn. Darum geht es in Giovanni Paisiellos Oper „Nina“. Die Titelfigur verkraftet den vermeintlichen Tod ihres Liebhabers nicht und fällt in einen Zustand geistiger Umnachtung. Und noch mal Wahnsinn: Was da auf der Bühne der Konstanzer Kammeroper erklingt, lässt das Herz höher schlagen. Ein Top-Ensemble mit fünf Solisten, eine besser als der andere, hat Peter Bauer für seine diesjährige Rathausopern-Produktion zusammengestellt. Ein stimmigeres, weil homogenes und auf gleichmäßig hohem Niveau singspielendes Ensemble hat es zuvor vielleicht nur selten gegeben. (…) Doppelter Wahnsinn also. Zumal Peter Bauer am Pult des Kammerorchesters von Anfang an einen passenden, leichtfüßigen Ton anschlägt und frische Tempi wählt. (.)

So arm die Handlung,. So reich ist die Musik. Besonders Ninas Szenen sind voller Raffinesse. Ihre Stimmungsschwankungen zwischen Bangen und Hoffen, zwischen hochfliegendem Dur und depressivem Moll, setzt Paisello in einer entsprechenden „bipolaren“ Musik um …

Insgesamt also ein lohnender Jahrgang in der Rathausoperngeschichte – egal ob die Aufführung, wie bei der Premiere, wegen Regen und Kälte in die Spiegelhalle verlegt werden muss oder im lauschigen Rathausinnenhof stattfinden kann.

2013 Südkurier I PAGLIACCI

Wie stets bietet die Kammeroper im Rathaushof Konstanz in bester Festivaltradition kleine theatralische Pointen. (...) Doch hat man im Jubiläumsjahr 2012 noch schmunzelnd Mozarts Musik zu Goldonis Geschichte gelauscht, bleibt einem heuer das Lachen im Halse stecken. Peter Bauer greift eine Oper wieder auf, die bereits vor 19 Jahren auf dem Konstanzer Spielplan stand: Leoncavallos "I Pagliacci", der "Bajazzo", bei dem man unweigerlich an riesenhafte Besetzungen und Pavarottis Best-off-CD denkt. Kaum eine Oper jedenfalls scheint auf den ersten Blick ungeeigneter für ein Kammerspiel. Den musikalischen Leiter hat das nicht abgehalten. Er setzte den Komponisten Martin Derungs auf die Partitur an. Und Derungs Fassung zeigt, was Instrumentierung ausrichten kann. (...) Die Farbigkeit des Ensembleklanges zum Beispiel, die leichte Verfremdung, filigraner Charme statt großem Volumen, - durchaus mit Reminiszenzen an italienische Folklore. Man hört und staunt immer wieder.

Zur Reduktion im Orchestergraben fügt sich die Neuinszenierung, für die Nada Kokotovic zeichnet. Vor schlichtem Bühnenbild (Jochen Diederichs) lässt sie dem menschlichen Drama seinen Lauf. Bunte Fasnachtsromantik bleibt dabei außen vor; wer einen Bajazzo mit hohem weißen Hut und Clownskostüm erwartet, hofft vergebens (Kostüme: Joanna Rybacka). Es geht um menschliche Abgründe, ein Ehedrama unter der Lupe.

 

2012 Südkurier TRUFFALDINO - DIENER ZWEIER HERREN

Einen Sinn für Raritäten hatte man bei der Kammeroper im Konstanzer Rathaushof schon immer. Zum 30jährigen Bestehen der sommerlichen Kulturinstitution hat sich deren Leiter Peter Bauer seine Rarität selbst gemacht: „Truffaldino- ein nie komponiertes Singspiel mit der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart“. Ausgegraben hat er dafür jene Nummern aus dem Köchelverzeichnis, die so gut wie nie gespielt werden, weil Mozart nie eine ganze Oper daraus komponiert hat. Ausgesucht hat er sich eine der genialsten Komödien der Theatergeschichte: Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren“

Mozart selbst hatte das Stück für ein Libretto einst auch im Blick…Nun haben die Konstanzer das Versäumte nachgeholt, italienische Commedia dell’arte und prächtige Mozartsche Musik zusammengepackt, durchgeschüttelt, umgetextet – und einen temporeichen, witzigen, musikalisch überaus reizvollen Opernabend daraus gemacht. Hätte er das sehen können, der Wolferl, ja, er hätte ganz sicher seine wahre Freude daran gehabt. Am Stück, am Text und an dem überwiegend jungen Ensemble, das voller Spielfreude agierte. Ja, und auch am Improvisationstalent aller Beteiligten (…)